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„Der persönliche Kontakt ist unerlässlich“

Die Einschränkungen der Corona-Pandemie gehen vielen Menschen an die Nerven. Psychisch Erkrankte haben es besonders schwer. Wie ein berufliches Training in dieser Zeit hilft, zeigt das BTZ unter anderem in Trier.

Kalendereintrag
Foto: Metaplanwand

Kaum Kontakte, Hobbys und Tagesstruktur brechen weg: Vieles, was bisher dem Ausgleich diente, ist durch die Beschränkungen in der Corona-Pandemie kaum mehr möglich. Entsprechend steigt die seelische Belastung, vor allem für die Menschen, die bereits psychisch erkrankt sind. Ihnen fällt es in dieser Zeit noch schwerer, wieder Fuß zu fassen, zeigt eine Umfrage der Deutschen Depressionshilfe. Denn auch die Suche nach einem neuen Beruf gestaltet sich schwierig, ohne persönlichen Kontakt.

„Mimik und Gestik transportieren mehr Nuancen als allein die Stimme. Wenn ich sehe, dass beides nicht zusammenpasst, kann ich nachhaken und so einem Problem auf die Spur kommen“, sagt Laura Thalheimer. Im psychosozialen Dienst am Beruflichen Trainingszentrum (BTZ) der SRH in Trier unterstützt sie die Teilnehmer dabei, nach einer psychischen Erkrankung wieder einzusteigen. In Einzelgesprächen und in der Gruppe lernen die Betroffenen, wie sie mit Belastungen im Alltag gesund umgehen.

„Eine handfeste psychische Krise aus der Ferne aufzufangen, ist schwierig. Da haben nur intensive, tägliche Kontakte geholfen“, sagt Laura Thalheimer. Zu Anfang des Lockdowns im März erfolgte das per Telefon und Mail. Dann konnte nach und nach auf Videotelefonie umgestellt werden. Denn die Beratung war in dieser Zeit umso wichtiger.

„Die Teilnehmer mussten eigenverantwortlich ihren Tag strukturieren, sich motivieren und das, was sie sich vorgenommen haben, einhalten. Das ist zu Hause viel schwieriger, wo mehr Ablenkung vorhanden ist und man sich nicht so gut konzentrieren kann.“

Persönliche Kontakte waren auch in dieser Zeit entscheidend. Zusätzlich zu den Einzelgesprächen hat das BTZ deshalb einen Online-Austausch in der Gruppe angeboten. „Das hat vielen geholfen, Anschluss zu halten. Einzelne, für die eher weniger Kontakte besser sind, kamen aber auch für sich gut durch den Alltag.“

Der Zwang zu mehr Eigenverantwortung und selbst den Alltag zu strukturieren, hat manche auch weitergebracht. „Vor allem diejenigen, die schon länger hier sind haben in den letzten Monaten dadurch eine positive Entwicklung gemacht. Sich unter diesen Umständen abzugrenzen, Pausen zur Erholung zu finden und durchzuhalten ist eine enorme Leistung aller Teilnehmer, die wir in den Gesprächen würdigen“, sagt Laura Thalheimer.

Zukünftig sind Online-Angebote neben der wichtigen Präsenz im beruflichen Training eine wichtige Ergänzung. „Wir haben Online-Arbeitspakete erstellt, die die Teilnehmer anhand eines Wochenplans bearbeiten mussten. So konnten sie etwa selbst eigenverantwortlich ihre soziale Kompetenz trainieren.“ So gab es Übungen und Texte zur Achtsamkeit sowie Audiodateien mit Tipps für den Umgang mit den eigenen Emotionen, um gut durch die Krise zu kommen. Über die Plattform Minddistrict können die Teilnehmer Übungen selbst zu Hause absolvieren, über Chat waren sie immer in Kontakt mit den Trainern. So lassen sich Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Training noch besser im Alltag umsetzen.

Plötzlich die Arbeitsweise komplett umstellen zu müssen und über die Ferne zu kommunizieren, war auch für die Mitarbeiter nicht einfach. „Der Wechsel zwischen Online- und Präsenzberatung ist natürlich ein Mehraufwand. Das haben wir im Team gegenseitig aufgefangen und uns dazu ermutigt, selbstfürsorglich zu sein. Denn gerade jetzt ist es wichtig, dass wir alle aufeinander achten“, sagt Laura Thalheimer.