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Erfolgsmodell mit Zukunft

Immer wieder müssen Menschen wegen einer psychischen Erkrankung ihren Beruf aufgeben. Das Berufliche Trainingszentrum Rhein-Neckar unterstützt seit 40 Jahren beim Wiedereinstieg.

Kalendereintrag
Foto: Eingang des BTZ Rhein-Neckar 1980

Erfolg im Job, spannende Hobbys und noch Zeit für die Familie: Der Alltag verlangt Menschen immer mehr ab. Meist lässt sich der Stress gut bewältigen. Doch wird er zum Dauerzustand, kann das krank machen. Allein in den letzten 20 Jahren haben sich die Fehltage durch psychische Erkrankungen verdreifacht, zeigen Berichte der Krankenkassen. Betroffene müssen sich mühsam neu finden, um beruflich wieder einzusteigen.

Dabei unterstützt sie das Berufliche Trainingszentrum Rhein-Neckar (BTZ) in Wiesloch. Über Arbeitsaufgaben steigern die Teilnehmer ihre Belastbarkeit. Gespräche mit psychosozialen Mitarbeitern und in der Gruppe helfen dabei, den Alltag wieder zu bewältigen.

„Nach einer solchen Krise müssen viele erst wieder Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewinnen. Deshalb ist ein geschütztes, aber realistisches Training wichtig. Kaufleute lernen im echten Bürobetrieb, Köche in einer voll eingerichteten Küche und Fräser an modernen Maschinen“, erklärt Dr. Alfred Meier das Konzept im BTZ. Der Heidelberger Psychologe hat es zusammen mit der Arbeitstherapeutin Christiane Haerlin entwickelt.

Dieser Ansatz war völlig neu, als 1980 in Wiesloch der Startschuss fiel. Bis dahin wurden Betroffene hauptsächlich in geschlossenen Einrichtungen behandelt. Arbeit fanden die meisten lediglich in Behindertenwerkstätten oder wurden frühberentet. Doch das Heidelberger Bildungs- und Gesundheitsunternehmen SRH und die Stadt Wiesloch waren als Gesellschafter vom Erfolg überzeugt.

Und das zu Recht: Im Januar 1980 wurden die ersten zehn Teilnehmer in der Betriebsstätte in der Lempenseite 46 begrüßt. Mittlerweile hat das BTZ neun Standorte, darunter in Frankfurt am Main, München, Hannover und zuletzt Berlin. In der Schweiz und in Österreich sind Einrichtungen nach dem Vorbild des BTZ entstanden.

Mit dem Ziel der Wiedereingliederung von psychisch erkrankten Menschen in Arbeit, Beruf und Gesellschaft unterstützen 194 Mitarbeiter mehr als 1.600 Kunden im Jahr. Der Erfolg spricht für sich: Gut zwei Drittel der Absolventen gehen nach der Zeit im BTZ wieder zurück in den Beruf bzw. an ihren Arbeitsplatz.

Die Stadt Wiesloch ist seit der Gründung als Partner und Gesellschafter dabei. Für Bürgermeister Ludwig Sauer belegt die rasante Entwicklung den großen Erfolg des Konzepts. „Das BTZ ist weit mehr als ein florierendes Unternehmen: Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist es eine segensreiche Einrichtung, die neue berufliche Perspektiven eröffnet, Zuversicht vermittelt und das Selbstwertgefühl enorm steigert. Ich bin allen, die zu dieser Erfolgsgeschichte in den vergangenen 40 Jahren beigetragen haben, sehr dankbar.“

In enger Zusammenarbeit mit Kostenträgern, Verbänden und Partnerunternehmen hat das BTZ in den letzten 40 Jahren das umfangreiche Angebot der beruflichen Rehabilitation kontinuierlich weiterentwickelt. In der Corona-Pandemie wurden neue digitale Lösungen zur Unterstützung der Teilnehmer etabliert.

Zum Jubiläum waren einige Veranstaltungen geplant, doch leider legte die Ausbreitung des Coronavirus die Planungen auf Eis. „So haben wir uns unser 40-jähriges Jubiläum natürlich nicht vorgestellt. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir die Feierlichkeiten in 2021 nachholen können.“, sagt Geschäftsführer Franz-Thomas Gann.