Zur Übersicht
  • News

Videokonferenzen als Vorbereitung auf den Job

Die Coronakrise hat die Arbeitssuche noch digitaler gemacht. Für Menschen, die nach einer psychischen Erkrankung wieder einsteigen wollen, bleiben aber viele Hürden. Wie Online-Lösungen hier unterstützen können, zeigt das Berufliche Trainingszentrum in Stuttgart.

Kalendereintrag
Foto: Frau mit Headset

Statt direkt mit dem Personalchef redet man mit der Webcam – Online-Vorstellungsgespräche sind für viele erst einmal ungewohnt. „Immer mehr Unternehmen führen so ihre Vorstellungsgespräche. Für viele sind Videokonferenz-Tools allerdings Neuland. Deshalb ist es wichtig, diese Situation zusätzlich zu üben“, sagt Pascal Weber, beruflicher Trainer am Beruflichen Trainingszentrum (BTZ) der SRH in Stuttgart.

Das Unternehmen unterstützt Menschen nach psychischen Erkrankungen dabei, beruflich wieder einzusteigen. Dazu gehört die Vorbereitung auf den Berufsalltag genauso wie die Unterstützung bei der Jobsuche. Normalerweise sitzen sich Teilnehmer und beruflicher Trainer dabei gegenüber. Doch zu Zeiten eines Lockdowns absolvierten die Teilnehmer ihr berufliches Training von zu Hause aus.

Für die praktische Vorbereitung aufs Berufsleben hat das Team deshalb neue Wege gefunden, sagt Pascal Webers Kollegin Ramona Randau: „Die Arbeitsaufträge wurden an die Teilnehmer per Mail geschickt oder über Telefon besprochen. Einiges konnten wir auch online trainieren, wie Tests zur Konzentration und Merkfähigkeit. Nach und nach haben wir so festgestellt, welche Kanäle erfolgreich sind.“

Gleichzeitig war es für viele Teilnehmer im Homeoffice zunächst nicht einfach, sich an die neue Struktur zu gewöhnen. Und auch die Trainer mussten sich umstellen: „Sitzend in einem Raum vor dem Computer zu sprechen statt vor einer Gruppe vor Menschen stehend zu referieren, fühlt sich eben doch ganz anders an. Aber mit der Zeit hat man sich auch daran gewöhnt und jeder hat so seinen persönlichen Stil gefunden“, berichtet Pascal Weber.

Insgesamt lässt sich das berufliche Training online nicht vollständig abbilden, denn der persönliche Kontakt in der Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil. „Das ist in Präsenz besser möglich, da sich so ein dynamischer Austausch ergibt, der online nicht auf diese Weise machbar ist. In Einzelgesprächen ist es außerdem sinnvoll, die Mimik und Gestik des Gesprächspartners zu sehen“, sagt Ramona Randau. „Durch diese direkte Kommunikation lässt sich Vertrauen und somit eine gute und tragfähige Arbeitsbeziehung leichter aufbauen und festigen“, ergänzt Pascal Weber.

Um die Kommunikation zwischen den Teilnehmenden dennoch zu fördern, hat das Team Online-Gruppenprojekte entwickelt. Für den Veranstaltungsservice hat eine Gruppe etwa das Handbuch des Arbeitsbereichs überarbeitet und eine Präsentation über die Aufgaben und den Trainingsnutzen erstellt.

Ein großer Vorteil war dagegen das Bewerbungstraining: „Gemeinsames Üben von Vorstellungsgesprächen erfolgte telefonisch oder über Videokonferenz. Das war eine sehr gute Vorbereitung auf die Bewerbungen für die Praktika. Außerdem haben viele unserer Teilnehmer Hemmungen zu telefonieren, so konnten sie gut daran arbeiten“, sagt Pascal Weber.

Trotzdem war es nicht leicht, bei den Bewerbungen erfolgreich zu sein, weil viele Unternehmen zögerlich mit Einstellungen waren. „Mit dieser Ungewissheit seine Motivation aufrechtzuerhalten, war für viele schwierig. Deshalb waren regelmäßige Gespräche wichtig. Die Teilnehmer haben rückgemeldet, dass sie sich gut betreut und unterstützt fühlten“, sagt Ramona Randau.

Die Erfahrungen aus dieser Zeit will das Team nutzen, um das berufliche Training weiterzuentwickeln. So läuft die Einführungsgruppe bereits digital, um diese Form der Kommunikation zu trainieren. „Unsere Welt wird immer digitaler, dies gilt natürlich auch für die Arbeitswelt. Deshalb werden wir weiterhin einige Gruppen online durchführen, Vorstellungsgespräche über Videokonferenz üben sowie die digitale Bewerbung im Bewerbungstraining fest etablieren“, sagt Ramona Randau.